Visualisierung © Architekten + Partner Dannien Roller
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Zeichnung © Architekten + Partner Dannien Roller

Wohn- und Geschäftshaus Schwärzlocher Straße

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Jahr
2016 Wettbewerb 1. Preis
Bauherrschaft
GSW Sigmaringen, Auslober/Bauherr

Erläuterungstext

Städtebau
Das zu bebauende schmale Dreiecksgrundstück liegt am Aus- bzw. Eingang zur Tübinger Altstadt. Das Grundstück liegt eingeklammert am Schnittpunkt des auf den Schlossberg führenden Burgholzweg und der ins Ammertal führende Schwärzlocher Straße. Historisch geprägt ist die städtebauliche Situation durch eine vorwiegende Randbebauung durch die vor dem Haagtor liegenden Gewerbebetriebe wie die Mühlen am Ammerkanal, die Schlossbrauerei und weitere Manufakturbetriebe. Auf einer Tiefgaragenbasis und dem in oder an dem Hang gebauten Geschoss entwickeln wir 3 Solitärbauten, die nach allen Himmelsrichtungen ausgerichtet sind. Die Aura der Gebäudekubatur vermittelt mit der gestuft vorspringenden Kopfbauausbildung und den folgenden Solitärbauten zwischen Altstadt und Vorstadt. Die Körnung der Einzelbaukörper und ihre Dachform interpretiert modern und zeitgemäß die tradierte Baustruktur der historischen Bebauung.

flexibel koppelbare Büros
Die Büroflächen befinden sich in den durchgängigen Sockelgeschossen. Diese springen zwischen den beiden östlichen Gebäuden zurück und bilden einen kleinen Stadtplatz. Hier befindet sich der Zugang zu den Büroetagen mit der Auftaktfläche (in Fortsetzung des Ladengeschäftes). Ein in den Hang eingebautes zweigeschossiges Treppenhaus mit einer Plattform zum Burgholzwegerschließt die beiden großen Büroeinheiten im 1. OG. Die Büroeinheit 1 wird neben den Fenstern zur Schwärzlocher Straße zusätzlich von Süden über einen großzügigen Atriumgarten belichtet. Die Büroeinheit 2 liegt im östlichen Auftaktgebäude auf zwei Ebenen. Die obere Ebene ist auch vom Burgholzweg aus zugänglich.

zusätzliche Ladenfläche
Ein Ladengeschäft (Bewohner als mögliche Nutzer) mit Schaufenstern ummantelt die Druckerhöhungsanlage im EG und schafft durch diese Geste einen Bezug zu Haagtorplatz und Altstadt. Im Zusammenhang mit der Auftaktfläche der Büros und dem Stadtplatz an der Schwärzlocher Straße wird dadurch eine belebte Sockelzone manifestiert.

23 Wohnungen
Der Zugang zu den drei Wohnsolitären erfolgt von der Schwärzlocher Straße. Die Wohnnutzung ist als Dreispänner organisiert. Sie befinden sich im 2. bis 4. Obergeschoss. So entstehen jeweils zwei größere Wohneinheiten mit dreiseitiger Belichtung sowie eine kleine Wohnung mit Südausrichtung. Im 2. OG gibt es jeweils einen Durchgang zu den von der Südseite aus organisierten Freiflächen. Alle Wohnungen haben den nach Süden zum bewaldeten Hang hin ausgerichteten Wohnräumen Loggien vorgeschaltet. Neben der inneren Wohnqualität entsteht dadurch ein differenziertes Erscheinungsbild der Baukörper zu den unterschiedlichen Straßenräumen.

Erschließung, Stellplätze
Die 50 PKW-Stellplätze werden in zwei getrennten Garagen nachgewiesen. Die obere Garage mit den Stellplätzen für die Verwaltungsflächen wird direkt von der Schwärzlocher Straße aus erschlossen und ist an das Foyer angebunden. Eine Rampe an der westlichen Grundstücksgrenze führt zu den Parkplätzen im Untergeschoss welche den Wohnungen zugeordnet sind. Diese Parkplätze sind teilweise als Doppelgarage mit Parklift vorgesehen. Die Fahrradstellplätze werden in den Garagen bzw. in von den Garagen zugänglichen Abstellräumen untergebracht. Der Müll wird in einem von der Garageneinfahrt zugänglichen Raum gesammelt.

Freiflächen
Alle Zugänge in die Gebäude erfolgen von der Schwärzlocher Straße. Aus den Treppenhäusern der Wohngebäude gibt es zwei zusätzliche Zugänge zum Burgholzweg. Dadurch werden 2 Durchwegungen des Areals ermöglicht. In den unterschiedlichen Zwischenbereichen der Solitärbauten schaffen wir Raum für mehrere kleine Freiflächen. Diese "Pocket Parks" haben jeweils unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten. Von Spielflächen für Kinder (Sandkasten, etc.) und Erwachsene (Petanque) über Gemeinschaftsgärten sind unterschiedliche Nutzungen vorgesehen.

Konstruktion
Wir schlagen vor, die Gebäude in einer Holzhybridkonstruktion auszuführen. Die ins Erdreich einbindenden Basisgeschosse, die Treppenhauskerne und die Skelettkonstruktion werden aus Stahlbeton hergestellt. Die dadurch flexiblen Außenwände können als Holztafelbauelemente hochdämmend vorgefertigt und mit Zeitvorteil montiert werden.

Fassade
Wir stellen uns die Fassade der Baukörper passend zur vorgefertigten Holzkonstruktion aus Faserzementplatten vor. Unterschiedlich eingefärbt sollen sie die Plastizität der Solitärbaukörper unterstreichen und der neuen Bebauung ein differenziertes Gesamtbild geben. Ein mäandernd springendes tief liegendes Sockelband aus strukturierten Sichtbetonelementen umfasst die unterschiedlichen Zugänge, Zufahrten und Sockelöffnungen und bindet die Gebäude in den Stadtraum ein.

Energiekonzept
Angedacht ist für das Areal ein Pellet-BHKW ggf. mit Zuschaltung von Umweltwärme durch Wasser. Eine kontrollierte mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung ist vorgesehen. Die Nutzung von Solarthermie zur Teildeckung des Warmwasserbedarfes ist zu prüfen.

Nachhaltigkeit
Unser Bebauungsvorschlag folgt den im städtischen Kontext vorgefundenen vorhandenen Bautraditionen ( u.a. Nutzungsmix, dichte Bebauungsstruktur, Dachform). Die Belichtung wurde durch die Freistellung der Solitäre und die Orientierung der Wohnräume nach Süden, Westen und Osten optimiert. Die Baukörper haben ein optimiertes A-V-Verhältnis, die Zugänge gut einsehbar. Lokale Ressourcen (Sonne, Holz, Wasser, Grauwassernutzung nach Rückhaltung durch Gründach) sollen genutzt werden. Die Gebäude sind nutzungsneutral und flexibel, differenzierte Erholungsräume sind im Freianlagenkonzept verankert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Über einem langgezogenen, zur Schwärzlocher Straße hin zweigeschossigen Sockel entwickeln sich drei jeweils dreigeschossige Einzelbauten. Die differenzierte Gliederung und Proportionierung von Sockel und Einzelbauten schafft eine wohltuende Transparenz zum Schlossberg und vermittelt geschickt zwischen dem Neubau und seinem heterogenen städtebaulichen Kontext. Dadurch gelingt es, das große Neubauvolumen ganz selbstverständlich in die Umgebung einzupassen.

Mittels Rücksprüngen und Einschnitten im Sockelbereich werden an der Schwärzlocher Straße ebenso selbstverständlich klare Adressen für die unterschiedlichen Nutzungen geschaffen. Bergseitig überzeugt die Einpassung in die Topografie nur teilweise, die Abgrabungen für die Belichtung der Büroflächen im westlichen Bereich sind im vorgeschlagenen Umfang überinstrumentiert und so nicht nachvollziehbar.
Die architektonische Gestaltung entspricht in ihren Grundzügen dem städtebaulichen Konzept, wirkt aber schematisch und teilweise wenig überlegt. Die allseitige Orientierung der drei Einzelbauten wird als stimmig empfunden, ebenso der Ansatz mit der Variation eines Themas, des Lochfensters nämlich, Sockel und Einzelbauten mit ihren unterschiedlichen Nutzungen differenziert aber einheitlich zu gestalten. Im Einzelnen gelingt dies aber noch zu wenig überzeugend. Insbesondere die großformatigen, geschosshohen Fensteröffnungen auf dem Bürogeschoss werden für die Nutzung als wenig adäquat empfunden. Auch die Kopffassade zur Altstadt wirkt etwas manieriert und unentschieden, hier wäre ein deutlicheres „Hineingreifen“ des Gebäudes in den Raum wünschenswert um damit auch die Druckerhöhungsanlage besser integrieren zu können.

Im Gegensatz zu den Einzelbauten, deren Fassaden in einer vorgefertigten Holzkonstruktion mit einer Faserzementplatten-Verkleidung vorgeschlagen wird, ist der Sockel mit Sichtbetonelementen materialisiert. Dies ist an sich ein guter Ansatz, allerdings steht der derart ausgezeichnete Sockel teilweise im Widerspruch zur gewählten Volumetrie. In diesem Zusammenhang wäre auch die exakte Dimensionierung des als Stadtplatz etwas zu großartig bezeichneten Sockelrücksprungs wünschenswert, ebenso wie eine mögliche weitere Gliederung des Sockels beim zweiten sogenannten Pocket-Park. Die Präzisierung und Schärfung des architektonischen Ausdrucks insgesamt würde das gute städtebauliche Konzept weiter stärken.

Die vorgeschlagene Nutzungszuordnung – Büros und Gewerberäume im Sockel, Wohnen in den darüber liegenden Einzelbauten – ist klar und dem städtebaulichen Kontext angemessen.
Sowohl die Wohnungen wie die Bürobereiche zeichnen sich aus durch eine gute Funktionalität der Grundrisse. Entsprechend der aufgrund des städtebaulichen Kontexts differenziert proportionierten Einzelbauten wird eine attraktive Vielfalt an Wohnungen angeboten. Bis auf die nach Süden orientierten Kleinwohnungen sind alle Wohnungen dreiseitig orientiert mit guter Belichtung und schönem Ausblick. Die direkte Zugänglichkeit vom Burgholzweg und den zwischen den Einzelbauten liegen den Grünflächen zu den Treppenhäusern wirkt nicht zwingend und müsste zusammen mit der Nutzung der Grünflächen sorgfältig geprüft werden.

Die Grundrissstruktur der Büros und Gewerbeflächen verspricht Flexibilität und gute Nutzbarkeit. Die geforderten Stellplätze für PKWs sind in zwei getrennten Garagen nachgewiesen. Der Vorschlag einer teilweisen Doppelgarage mit Parklift für die Wohnungen ist im Betrieb wenig attraktiv und auch in der Erstellung aufwendig, hier besteht ein großer Optimierungsbedarf.

Der Projektvorschlag weist die höchste Zahl für den umbauten Raum aus, was hauptsächlich durch die aufwendige Parkierungsanlage verursacht wird. Die nötige – und mögliche – Optimierung verbessert die Wirtschaftlichkeit in Bezug auf die Erstellung und den Betrieb, auch das beschriebene weitere Optimierungspotenzial und die gut strukturierten Grundrisse begünstigen die Wirtschaftlichkeit weiter.
Die Stärke des Projekts liegt im städtebaulichen Konzept, mit dem es gelingt, ein großes Neubauvolumen ganz selbstverständlich in die Umgebung einzubinden, dies auf einem Grundstück mit schwierigsten Rahmenbedingungen. Trotz der aufgezeigten Schwächen zeigt der Vorschlag ein gesamthaft überzeugendes Potenzial auf für eine gelungene Verdichtung in sensibler Umgebung.

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