DFB-Campus
Frankfurt, Deutschland
- Architekten
- kadawittfeldarchitektur
- Standort
- Frankfurt, Deutschland
- Jahr
- 2022
- Bauherrschaft
- Deutscher Fußball-Bund e.V. (DFB)
- Typologie
- Büro- und Verwaltungsbau, Bildungs- und Sportstätte
- Bauvolumen
- BGF 56.850m², BRI 370.200m³
- Kooperation
- Greenbox Landschaftsarchitekten, Generalübernehmer Groß & Partner
- Realisierung
- 2019 - 2022
- Wettbewerb
- 2015 - 1.Preis
Auf dem Gelände der ehemaligen Galopprennbahn betten sich Fußballfelder, Sportanlagen und der Neubau des DFB-Campus in den bestehenden Frankfurter Stadtwald ein. Innerhalb dieses grünen Rahmens, der wie ein natürlicher Puffer zur Umgebung fungiert, bildet das Wechselspiel von gebauten Räumen, Sportplätzen und kleinen Plätzen und Lichtungen einen gemeinsamen Campus. Das Raumprogramm, bestehend aus Verwaltung, Medienzentrum, Konferenz und Athletenhaus sowie modernsten Sportbereichen gruppiert sich unter einem alles überspannenden Dach um die einzelnen Trainingsfelder und Freianlagen. Der in Nord-Süd-Richtung verlaufende, überdachte Sportboulevard verbindet alle Bereiche und erleichtert die Orientierung. Als kommunikatives Verbindungsglied lädt er zum informellen Austausch mit Blick auf das Treiben auf den Sportfeldern ein und verknüpft die eigenständigen Adressen der Verwaltung und der Akademie.
Der Sport formt die Architektur – Der neue DFB-Campus erstreckt sich innerhalb einer Lichtung des Frankfurter Stadtwalds. Dieser grüne Rahmen ist nicht nur in städtebaulicher Hinsicht wertvoll - die Sportler:innen und Nutzer:innen des neuen Gebäudes können sich vor äußeren Einflüssen beschützt und in konzentrierter Atmosphäre gut aufgehoben fühlen. Das Gebäudeensemble schafft einen räumlichen Zusammenhang, der die unterschiedlichen Funktionen schlüssig gliedert, konzentriertes Arbeiten und Training fördert und zugleich in anregender Atmosphäre vielfältige Begegnungen ermöglicht. Es wurden keine Einzelgebäude geplant, die Freibereiche „übriglassen“ - viel mehr wurden die Sportflächen selbst integraler Bestandteil des Gesamtentwurfs und es entstanden offene und private Freiflächen, die im Prozess weiter ausdifferenziert wurden. Das Gebäude bettet sich darin ein, stellt immer wieder Verbindungen zwischen innen und außen her und integriert einzelne Sportareale in den überbauten Raum. So entstehen räumliche Bezüge mit abwechslungsreichen Sichtbeziehungen, die den Campusgedanken verstärken und das Thema Fußball immer wieder in den Mittelpunkt rücken.
Ein Haus wie eine Stadt – Der DFB-Campus gestaltet sich als eine Art kleine Stadt mit einem gemeinsamen Dach, unter dem die unterschiedlichen „Stadtviertel“ zusammenfinden. Zum prägenden Element wird der Boulevard, der Mitarbeiter:innen, Athlet:innen und Besucher:innen durch das Gebäude leitet. Als großzügiger, innerer Stadtraum öffnet er den Blick über alle Etagen und durch hohe Glasfassaden ins Freie. Auf selbstverständliche Weise ergibt sich damit zugleich eine Zonierung in repräsentative und private Bereiche. So wendet sich die Verwaltung dem baumbestandenen Vorplatz an der Kennedyallee zu, während Gastronomie und Konferenz zum Fitnessbereich, den Zimmern für die Athlet:innen und den Sporthallen überleiten. Statt harter Grenzen entstehen Wechselbeziehungen und kurze Wege, etwa durch die Nähe der Presse- und Konferenzräume zur Verwaltung oder des Athletenhauses zu den Sportfeldern. Der Fitnessbereich samt TechLab zur Erprobung neuer Trainingsmethoden schließt an den Seminarteil des Campus an, vor dem eine Dachterrasse Blicke auf den Sport und bis zur Frankfurter Skyline eröffnet.
Der Boulevard – Eine Magistrale als Ort der Kommunikation – Der Boulevard ist die Lebensader des Hauses. Er erstreckt sich über die gesamte Anlage und stellt so die Verbindung zwischen den einzelnen Bereichen her. Gänzlich verglast erleichtert er die Orientierung und bildet einen Kommunikationsraum mit hoher Aufenthaltsqualität. Entlang des Boulevards trifft man sich zum informellen Austausch, beobachtet das Treiben auf den Sportfeldern und erreicht auf logische Weise die eigenständigen Adressen der Verwaltung und der Akademie. Im Norden erschließt der Boulevard den Sportbereich mit den internen Funktionen wie Akademie, Fitness, Athletenhaus, Sport- und Mehrzweckhalle sowie Marktplatz und zentralem Eingang für die Mitarbeiter:innen in der Schwarzwaldstraße. Im Süden des Boulevards befinden sich der Haupteingang, das Verwaltungsgebäude, der Pressebereich und die großen Besprechungsräume. An beiden Eingangssituationen weitet sich der Boulevard zu angenehmen „Plätzen“. Darüber steigt das alles verbindende Dach noch einmal in die Höhe und rhythmisiert zusätzlich den Raum.
Interior: Vielfalt in Einheit – Das Interiorkonzept spiegelt die „Vielfalt in Einheit“ wider. Warme Farben und wertige Materialien in der Verwaltung und Farbakzente mit dynamischen Oberflächen in den Sportwelten vermitteln zwischen den Maßstabsunterschieden. Der einheitlich helle Boden auf allen Etagen des Boulevards verbindet die unterschiedlichen Bereiche. Geneigte Wände in verschiedenen Materialien und Farben leiten den Blick weiter, während darüber die gefaltete Decke, eine wie ein Netz aus Knoten und Fugen aufgespannte Dreiecksfläche aus gelochten GK-Feldern, den Gesamtzusammenhang überspannt. Als kontinuierliches Thema verbindet sie all jenes, was das neue Gebäude künftig zusammenführt: Büroarbeit und Bewegung, Spiel und modernste Wissenschaft, nahbare Ausstrahlung und beschützenden Raum. Die durchlaufenden Geschossbänder bilden zusätzlich ein begleitendes Element und prägen das Haus - innen wie außen.
Für die Nutzer – und mit ihnen – In Workshops und in enger Kommunikation mit allen beteiligten Nutzergruppen wurden zunächst die Grundsteine des modernen Zusammenarbeitens als Anforderungen an den DFB-Campus formuliert. Basierend auf modernsten Erkenntnissen zu anregenden Arbeitswelten variieren separate Büros und Zonen für kleinere Teams mit größeren, fließenden Raumzusammenhängen. Rückzugszonen und Meetingpoints stimulieren konzentriertes Arbeiten ebenso wie informellen Austausch, der heute als wichtiges Element des Arbeitsalltags erkannt worden ist. Zugleich gewinnen die einzelnen Funktionen ihren jeweils eigenen Charakter, von den Büros und der Lehre bis zum Sport und dem Athletenhaus mit Schlafräumen und Wohnlounges.
Verwaltung – Die Bürowelt der Verwaltung setzt sich aus vier Kernbereichen zusammen: Mittelzone, Kommunikations- und Arbeitsbereiche sowie Teeküchen für einen informellen Austausch. Die Arbeitsbereiche sind einheitlich und zurückhaltend gestaltet. Die Mittelzonen und akustisch wirksame Fenster- und Wandpaneele setzen farbige Akzente, hochwertige, solide Oberflächen vermitteln eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Highlight der Arbeitswelt sind die in unterschiedlichen Grüntönen gestalteten Teeküchen. Sie setzen sich gestalterisch deutlich ab, nehmen aber immer wieder Bezug zu Oberflächen und Farben, die in der Mittelzone auftauchen. Insgesamt gibt es rund 700 Arbeitsplätze (inkl. temporärer), um die vielfältigen Aufgaben des DFB zu lösen. Realisiert wurden sie je nach Anforderung in Open-Plan- und Zellenbüros.
Presse – Das Herzstück des Pressebereichs ist der Pressesaal, der von zwei Seiten erschlossen wird. In seiner Ausstattung entspricht er den neuesten Standards und ermöglicht den Einsatz verschiedenster Kommunikationsmedien. Ein weiterer Bereich ist die Arbeitswelt für Journalist:innen mit flexiblen Arbeitsplätzen für konzentriertes Arbeiten. Im Medienfoyer (siehe Foto) gibt es die Möglichkeit, Interviews zu führen und sich auszutauschen. Der gesamte Pressebereich zeichnet sich durch farblich neutrale Materialien aus, die ein angenehmes, ruhiges Ambiente erzeugen und so den ständigen Wechsel von unterschiedlichen Akteur:innen ausgleichen und den uneingeschränkten Fokus auf die kommunizierten Inhalte zulassen.
Akademie – Die DFB-Akademie ist weit mehr als ein Verwaltungsbau. Als Wissensspeicher, Kreativwerkstatt, Trainingscamp und Schulungszentrum schafft sie Möglichkeitsräume, vernetzt Kapazitäten, nutzt Know-how und fördert junge Talente. Die Akademie beinhaltet die Bereiche „Bildung“, „Nationalmannschaften“ sowie „Entwicklung und Innovation“ und bringt Expert:innen aus Psychologie, Medizin, Technologie, Sport und Kommunikation zusammen. Im Erdgeschoss liegt das Sportfoyer mit seinen eingeschnittenen Innenhöfen. Von hier aus erreicht man die medizinische Ambulanz, Räume für Physiotherapie, Wellness, Fitness sowie die Umkleidebereiche und das TechLab, in dem neue Trainingsmethoden getestet werden.
Athletenzimmer – Nördlich des Marktplatzes, entlang der Fußballhalle, erstrecken sich neben Fitness- und TechLab über alle drei Geschosse die Unterkünfte für die Gäste des Hauses, von Spieler:innen der U-Mannschaften bis hin zu Teilnehmer:innen von Fußball- und Schiedsrichterlehrgängen. Aus den einzelnen Zimmern und auf der Gesamtlänge des Flures gibt es immer wieder Ausblicke auf die Sportfelder. Die Adressierung der Zimmer erfolgt über das „Ausstellen“ der Zimmerwand in den Flurbereich. So erhält jeder Raum eine eigene Stirnseite, die farblich gestaltet ist. Ein Rückzugsort entsteht und vermittelt das Gefühl von „zuhause sein“. Auf jeder Etage gibt es ein gemeinsam nutzbares Wohnzimmer, das spontane Zusammenkünfte und informelle Treffen außerhalb der Trainings- und Schulungszeiten erlaubt.
Sporthallen – Die große Fußballhalle, die die drei Naturrasenplätze im Außenraum ergänzt und den UEFA-Wettkampfrichtlinien entspricht, bietet die Möglichkeit eines witterungsunabhängigen Trainingsbetriebs. Das Highlight sind die Logen in den beiden Obergeschossen sowie der Tribünenbereich inkl. Laufbahn. Die kleinere Mehrzweckhalle wird ebenfalls für sportliche Betätigungen genutzt. Mit ihrer weißen Deckenkonstruktion und hellem Sportboden erzeugt sie einen großen eleganten Raum, der zusätzlich für Galaveranstaltungen geeignet ist.
Waldcampus – Eingebettet in eine gewachsene, urbane Grünstruktur liegen die großen und kleinen Freiflächen der Sportfelder und Außenbereiche der Akademie wie in einer Lichtung im Stadtwald. Zwischen dem Athletenhaus und den Außensportplätzen spannt sich ein hochwertiger Aufenthaltsbereich auf, welcher in einer Sitzstufenanlage für Sportler:innen und Besucher:innen abschließt. Einzelne Grünflächen mit schattenspendenden Gehölzen, Gräserpflanzungen und Sitzmöglichkeiten schaffen eine angenehme und freundliche Aufenthaltsatmosphäre.
Dach – Das alles überspannende Dach hält die einzelnen Häuser des DFB-Campus zusammen. In Analogie zu einer kleinen Stadt erzeugt die Dachuntersicht den Eindruck eines Himmels und unterstützt damit die Idee der fließenden Innen- und Außenräume. Dreieckige, unterschiedlich große und vielfach geneigte Deckenpaneele fügen sich zu einem lebendigen und freundlichen Bild. Das Fugenbild ist bewusst gestaltet und akzentuiert die dreidimensionale Wirkung. Innerhalb der schwarzen Fugen wurde die Beleuchtung integriert. Der Anstrich der einzelnen akustisch wirksamen Deckenfragmente in variierenden, lichten Weiß- und Blautönen, die an die Farben des Himmels erinnern, unterstreicht die plastische Wirkung der Dachuntersicht.
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