Neubau Gemeindehaus

Pany, Schweiz
Foto © Ralph Feiner, Malans
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Architekten
Horváth Pablo
Jahr
2016

Ein Zentrum im Zentrum

Das Ortsbild von Pany ist geprägt von zahlreichen verstreuten Einzelbauten. Im Dorfkern stehen die Häuser enger beisammen und hier sind die öffentlichen Bauten, die das dörfliche Leben bestimmen, versammelt; so auch das neue Gemeindehaus. Markant und doch harmonisch fügt es sich in die vorhandene Bebauungsstruktur ein und trägt zur Verdichtung und Zentrumsbildung bei. Die etwas zurückversetzte Positionierung des Gebäudes lässt einen dorfplatzähnlichen Aussenraum entstehen, der dem Haus die nötige Präsenz verschafft und das Gemeindezentrum als einen öffentlichen Bau in Erscheinung treten lässt.

Ein zeitgenössisches Walserhaus

Die von der Sonne schwarz gebrannten Holzhäuser mit ihren Satteldächern prägen seit Jahrhunderten die Prättigauer Talgemeinden. Das neue Gemeindehaus in Pany sucht deshalb nicht den Kontrast, sondern die Neuinterpretation dieser bewährten, ortstypischen Bautradition.

Diese Entwurfshaltung entspringt dem Respekt vor dem historisch gewachsenen Bestand, nimmt charakteristische, alpine Elemente, Materialien und Konstruktionsweisen auf und transformiert sie in die Gegenwart. Oder um es mit Paul Schmitthenner zu sagen: „Tradition ist nicht die Übernahme der Form, sondern Weiterentwicklung der Erfahrung im natürlichen Wechsel der Dinge“.

Der Erschliessungskern, ganz in Sichtbeton und Naturstein gehalten, fungiert als Mittelkorridor und erinnert in Anlage und Materialisierung an Beispiele lokaler Baukultur, wie z.B. das Sprecher-Haus in Luzein.

Über den Massivkern ist ein reiner Holzbau mit Giebel, Vordach und Lukarnen gestülpt. Die formale Ausbildung ist regionalistisch geprägt, aber neu interpretiert. So dokumentieren handgespaltene Lärchenschindeln den ländlichen Kontext, während die akzentuierenden Holzfelder und die umlaufenden Lisenen das Haus in der Gegenwart verankern und dem Bau eine angemessene Repräsentanz verleihen.

Die modernen Raum- und Lichtbedürfnisse verlangen nach grosszügigen Grundrissen und Fenstern.  Mit der Veranda hat jede Wohnung einen lokaltypischen Innenraum, der der privaten Stube vorgelagert ist und so den Wohnraum erweitert. Sie bietet eine grandiose Sicht in die Berge und auf den belebten Platz vor dem Haus.

Alle acht Alterswohnungen sind in Holz gehalten: Wände und Decken in Tanne, Böden und Fenster in Lärche. Älteren Menschen bietet diese Materialisierung ein gemütliches, traditionelles und heimeliges Ambiente.

Ein Hybrid im Schindelkleid

Was nach aussen als einheitlicher Baukörper erscheint, entpuppt sich im Innern als hybrid genutztes, multifunktionales Gebäude. Hier wird gearbeitet, gepflegt, geparkt, beraten, verhandelt und gewohnt.

Alle Nutzer betreten das Haus durch denselben Eingang. Die Eingangshalle erfüllt verschiedene Funktionen. Zum einen trennt sie den privaten Eingangsbereich von der öffentlichen Nutzung, zum anderen führt sie gerade auch Bewohner und Besucher zusammen. Im EG teilen sich die Gemeindeverwaltung und die Pany/Luzein-Tourismus-Beratungsstelle ein Grossraumbüro. Im 1. OG steht den Hausbewohnern und auch Aussenstehenden ein Spitex-Behandlungsraum zur Verfügung. Der grosszügige Sitzungsraum und das Büro des Gemeindekanzlisten und -präsidenten sind ebenfalls hier angeordnet.

Eine integrative Grundhaltung

Adolf Loos: „Achte auf die Formen, in denen der Bauer baut. Denn sie sind der Urväterweisheit geronnene Substanz. Aber suche den Grund der Form auf...“.

Bauten sind eine Art kollektives Gedächtnis. Aus einem gesicherten Bestand an Formen und Materialien lokaler Bautradition gilt es, eigene Figuren zu finden, die auf die Anforderungen des heutigen Lebens reagieren. Das Alltägliche wird eine Spur überhöht, das Gebäude und die Umgebung nobilitiert. Die Mittel sind das traditionelle Handwerk, analoge Materialien und selbstverständliche Gebäudefiguren und Fassadengliederungen.

Es ist ein balanceartiger Prozess und erfordert – im Gegensatz zur Kontrastbauerei – eine integrative Grundhaltung. Das Gemeindehaus in Pany ist ein Beispiel eines aus der lokalen Tradition entwickelten zeitgenössischen Gebäudes.


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