Urban space at an interface of epochs
Urbaner Raum an einer Schnittstelle der Epochen
14. April 2010
The redesign of the Domplatz is intended to extend the lively inner city atmosphere of the Hauptplatz in Linz in a southerly direction. The core of this urban conversion project is a new hotel that mediates with sovereign flair between the various eras of the buildings around the Domplatz.
Zwischen Barock und Neugotik: Das Hotel verbindet und beruhigt eine heterogene und städtebauliche Situation.
Photos: Paul Ott
Die Linzer Innenstadt, oder sagen wir besser: jener Teil der Stadt, der als solche wahrgenommen wird, ist strikt linear ausgebildet: Die selbst im österreichweiten Vergleich hervorragenden Frequenzwerte der Landstraße zwischen Hauptplatz und Mozartstraße nehmen mit jedem Meter Entfernung von der Nord-Süd-Achse rapide ab.
In dieser Situation kommt der von hohensinn architektur geplanten Neugestaltung des Linzer Domplatzes am Ende der – nach dem Initiator zur Errichtung des Neuen Doms, Bischof Rudigier benannten – Fortsetzung der Mozartstraße wesentlich größere Bedeutung zu, als einer bloßen Adaptierung öffentlichen Raums an gewandelte Nutzungsvorstellungen. Sie verschafft nicht nur dem schon durch schiere Größe beeindruckenden Gotteshaus erstmals in der Geschichte seines bald hundertjährigen Bestehens ein angemessenes Vorfeld. Der neue Domplatz bietet auch der Stadt Linz die Chance, ihre Mitte auf ein Straßengeviert zu erweitern, an dessen südwestlicher Ecke dieser neu gestaltete Bau liegt. Diese Chance erscheint umso verlockender, als ihre Wahrnehmung – zumindest was den Platz selbst betrifft – nicht mit Konsum verbunden ist.
Bauplastik: Bewegte Elemente statt historischer Horizontalteilung.
Der Anknüpfungspunkt für den Neubau war die Errichtung eines Hotels, dessen Tiefgarage nahezu den gesamten Bauplatz bis knapp an die Kirchenmauern unterfängt. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass diese imposante Baustelle den Linzerinnen und Linzern einige Vorstellungskraft abverlangt hat, zumal der Plan einer deutlichen Verkleinerung der bestehenden Grünflächen ruchbar geworden war. Heute fügen sich sowohl der oberirdische als auch der beträchtliche unterirdische Teil des Neubaues in das heterogene Umfeld, als wären sie immer schon da gewesen. Die Einfahrt in die Tiefgarage erfolgt diskret über die schmale Stifterstraße. Obwohl das Auftauchen aus der in Weiß, mattem Gelb und dunklem Rot sehr vornehm wirkenden Unterwelt nicht ohne ein Gebäude vonstatten gehen kann, ist der entsprechende zart-gläserne Lift- und Stiegenturm doch weit genug aus der Symmetrieachse des Doms gerückt, um sich nicht irrtümlich in einer bedeutenderen Rolle zu finden, als ihm zukommt.
Lobby und Restaurant: Durchlaufender Raum von Fassade zu Fassade.
Den vollständigen Beitrag und weitere Bilder finden Sie in architektur.aktuell
Zurückhaltung prägt die gesamte Platzgestaltung: ein Belag aus hellen quadratischen Platten überzieht unter Ausnahme der immer noch großzügigen Grünfläche im Nordosten das gesamte Areal um den Dom. Der völlige Verzicht auf das Inszenieren von Blick- oder Gehrichtungen bei gleichzeitigem Bewahren einer leichten topographischen Bewegung bringt eine Freizügigkeit der Nutzung mit sich, wie sie in unseren rundum gestylten Innenstädten zur Seltenheit geworden ist.
Dennoch haben wir es nicht mit einer befestigten Brache, sondern mit einer wohl geordneten Folge öffentlicher Räume zu tun, deren Ausbildung eng mit dem Hotelneubau im südöstlichen Teil des Gevierts zusammenhängt.
Regelgeschoss (mit Altbau)
Josef Hohensinn hat das über annähernd rechteckigem Grundriss errichtete Gebäude mit einer Stirnseite an die in diesem Bereich um einen Gehsteig verbreiterte Stifterstraße im Süden und mit seiner östlichen Flanke relativ nahe an die beiden barocken Bestandsgebäude gerückt, die den Platz zur Herrenstraße hin schließen. Mit einem leichten Knick schwenkt die Ostfassade des Hotels aus der Parallelität zur Herrenstraße und weitet so die enge Gasse auf, die schließlich in einem kleinen, von Neubau und historischem Bestand gefassten Platzraum am Rande der großen Freifläche mündet. In der warmen Jahreszeit entfaltet hier das Restaurant im nördlichen der beiden revitalisierten Altbauten seinen Gastgarten und auch die Hotelbar bietet ihren Gästen in diesem Bereich Tische im Freien an. Vor Verkehrslärm geschützt, sitzt man hier an einer kuriosen Schnittstelle von Epochen und Größenordnungen. Die kleinteiligen barocken, durch eine deutlich neue Stahl-Glas-Konstruktion ergänzten Häuser stehen dem heroisch-romantischen Koloss Mariendom gegenüber, dem Manifest einer Rekonstruktion der Zeit, die ihr Heil in der Bau- und Handwerkskunst des Mittelalters suchte. (…)
Romana Ring
Grundriss Erdgeschoss
Querschnitt mit Garage
Hotel am Domplatz
2009
Linz/Oberösterreich
Bauherr
Stiftung St. Severin
Planung
hohensinn architektur
Graz
Projektleitung
Erich Ganster (Hotel)
Helmut Lanz (Haus 36+38)
Karlheinz Boiger (Entwurf)
Mitarbeiter
Pair Dicke
Ognjen Persoglio
Klemens Mitheis
Mario Mayrl
Thomas Klietmann
Franz Jelisitz
Statik
DI Peter Pawle, LinZ
Praher & Schuster GmbH
Linz (Hotel)
DI Weilhartner ZT GmbH
Ried im Innkreis (Haus 36+38)
Projektsteuerung
Jastrinsky GmbH & Co KG
Salzburg
Bodenmechanik
Sigma Consult GmbH
Linz
Bauphysik
Dr. Pfeiler GmbH
Graz
Gebäudetechnik
TB Freunschlag GmbH
Linz
Fassaden/Dach/Mauerwerk
Strabag AG
Lichtplanung
Licht-Innovativ GmbH
Innsbruck
Fenster/Türen
KAPO Fenster & Türen GmbH
Pöllau
Heizung/Lüftung/Klima
Molin Industrie
Inbetriebnahme & Montage GmbH & Co KG
Wels
Sanitär
Total Solution
Leibnitz
Neugestaltung Domplatz
7.100 m2
Hotel/Nutzfläche
3.245 m2
Tiefgarage
5.967 m2
Bebaute Fläche
865 m2
Umbauter Raum
15.034 m3
Baukosten
ca. 12 Mio EUR
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