Zweigstelle der BTV in Innsbruck
Zweigstelle der BTV in Innsbruck
5. November 2012
Schwarze und weiße Rechtecke ergießen sich in einem regelmäßigen Muster über das Haus. Es erinnert an ein Schachbrett, hat aber auch etwas von den weiß verschneiten Bergen, die Innsbruck umringen.
Ansicht Strassenseitig Richtung Süden
Was Rainer Köberl wirklich inspiriert hat bei diesem Neubau am Rande Innsbrucks, hat er mir nicht verraten. Gewiss aber ist, dass ihm hier mit diesem Neubau eine starke Geste gelungen ist. Er hat einen Bau geschaffen, der sich behaupten kann, in einem städtebaulichen Durcheinander ohne dabei große formale Verrenkungen machen zu müssen.
Ansicht Richtung Norden
Juryvorsitzender war der Wiener Architekt Heinz Tesar, der für die BTV die Zentrale in der Innsbrucker Innenstadt, das sogenannte Stadtforum, errichtet hat (Fertigstellung 2006). Im Zuge des Wettbewerbs kristalisierte sich für die Bank heraus, dass das Grundstück eigentlich zu klein für ihre Bedürfnisse ist und vergab keinen Preis.
(Bauliche) Situation am Mitterweg
Nachdem sie noch ein kleines Stück zu diesem Grundstück dazuerwerben konnte, lud sie die gleichen Teilnehmer zu einer zweiten Wettbewerbsrunde ein: Das war für den Innsbrucker Architekt Rainer Köberl eine gute Gelegenheit seinen Entwurf zu schärfen – er blieb bei seinem spitz aufragenden Zipfelmützenform, schlug aber ein anderes Fassadenmaterial vor und konnte den Wettbewerb für sich entscheiden.
Detail
Das Markante an dem Bankgebäude ist das steil aufragende Dach – Köberl hat das Haus so hoch wie möglich machen wollen, damit es nicht untergeht in diesem städtebaulichen Durcheinander. Eigentlich sind an dieser Stelle nur zwei Geschosse erlaubt, deshalb knickt der Baukörper ab dem 2. Obergeschoss steil zum First hin ab.
Ansicht mit Mauer
Die Form wird durch ein markantes Fassadenmuster überhöht: wie ein Schachbrett besteht die äußere Fassadenhülle aus rechteckigen, betonfarbenen Fassadenplatten aus glasfaserverstärktem Beton, die sich mit gleichgroßen, schwarzen Luftlöchern abwechseln. Um die Größe der einzelnen Platten besser abschätzen zu können, so erzählt Köberl, sei er nach Vaduz gefahren, wo Hans Jörg Göritz für das Landesforum und Landesparlament des Fürstentums Liechtenstein eine ähnlich steil aufragende und spitzzulaufende Dachform – hier aber aus kleinformatigen Ziegeln - realisiert hat.
Besprechungszimmer
Anhand der Ziegelmaße konnte sich Köberl dann seine ihm für sein Gebäude richtig erscheinende Plattengröße abzählen. Hinter der äußeren Fassadenhaut verjüngt sich der rundherum verglaste Stahlbetonbau stufenpyramidenartig nach oben. Ein 60cm breiter Putzbalkon aus Stahl liegt zwischen der Glashaut und der äußeren Fassadenhülle.
Stiegenaufgang
An diesem sind auch die Stahlschwerter befestigt,die wiederum die Glasfaserbetonplatten halten. Von außen gewährt diese Netzhaus kaum Einblicke in das Inneren, von Innen hingegen stören die dunklen Quadrate den Blick nach außen kaum – sie helfen vielmehr die häßlichen Nachbarbauten auszublenden und sich auf Schönes wie zum Beispiel auf die Bergsilhouette zu konzentrieren.
Foyer
Eine Betonmauer, die sanft ansteigend parallel zur Tiefgarageneinfahrt beginnt, wickelt sich mit einem gewissen Abstand einmal um den ganzen Bau herum, um dann auf der Ostseite doch noch auf Tuchfühlung mit dem Baukörper zu gehen. Kreisförmige Fenster sind hier in die Wand eingeschnitten, sie gewähren Ein- und Ausblicke in den öffentlicheren Teil der Bank. Ansonsten nämlich schützt die Mauer die Arbeitsplätze im Erdgeschoss vor direkten Einblicken, lässt aber durch den Abstand genug Licht rein und schafft einen kleinen, begrünten Innenhof.
Foyer mit Schalter
Die Bank nutzt das Erdgeschoss und das erste Obergeschoss - unten sind die Arbeitsplätze der Mitarbeiter, der Emfangstresen sowie ein Selbstbedienungsbereich. Im ersten Geschoss liegen die Besprechungsräume sowie eine kleine Terrasse, die gerne für private Telefongespräche oder kurze Raucherpausen genutzt wird. Die oberen zwei Geschosse hat die Bank an einen Arzt beziehungsweise ein Speditionsunternehmen vermietet.
Treppenhaus
Von der BTV Zweigstelle sind es nur ein paar Autominuten bis zu einem weiteren Bauwerk von Rainer Köberl. Es ist ein freistehender Supermarkt für die Lebensmittelmarktkette M-Preis, die mit ihren architektonisch anspruchsvollen Gebäuden weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde.
Der Architekt erklärt dem Photograph sein Bauwerk
Auch in diesem Markt, wie in so einigen anderen dieser Kette, möchte man gerne jeden Tag einkaufen gehen dürfen. Doch ist dies nur den Innsbruckern beziehungsweise den Tirolern vorbehalten.
Anne Isopp
Erstveröffentlicht in: A10
Zweigstelle der BTV
2011
Mitterweg 9
6020 Innsbruck
Bauherrschaft
BTV (Bank für Tirol und Vorarlberg)
Innsbruck
Architektur
Architekt Rainer Köberl
Innsbruck
Mitarbeiter
Christopher Perktold
Tragwerksplanung
ZSZ Ingenieure
Innsbruck
Bauleitung
Ing. Klaus Schmücking
Inzing
HKSL-Planung /
Elektroplanung
Tivoli Plan
Innsbruck
Bauphysik
Dipl.-Ing. Peter Fiby
Innsbruck
Lichtplanung
Ing. Klaus Hochschwarzer
Ibsam
Fotos
Lukas Schaller
Related articles
-
Spotlight on Italy
on 5/16/18
-
Bologna Shoah Memorial
on 7/20/15