Generations: Living at Mühlgrund
Wandelbares Wohnen
30. août 2012
Gradually, housing developers are beginning to respond to demographic change. The complex called “generations : housing on the mühlgrund”, which Hermann Czech, Adolf Krischanitz and Werner Neuwirth have recently completed, does something more. It is an attempt, using various additions, extensions and options to combine dwellings, to burst open the confines of social housing in both spatial and allocation legislation terms.
Bauteil Krischanitz: Trennfugen zwischen den Geschossen und 3,50 m hohes Dachgeschoss
Die Erwartungen waren hoch. Der Bauträgerwettbewerb „generationen : wohnen am mühlgrund“ sollte mit innovativen Typologien eine lebenswerte Antwort auf die demografische Entwicklung bieten. Der Ort war durch die Verlängerung der U2 vom Stadtrand auf knapp zwanzig Minuten Fahrdistanz zum Volkstheater gerückt und hatte so enorm an Attraktivität gewonnen. Selbst die Architektur der Stationen von Paul Katzberger ist geglückt.
Bauteil Czech: Kombination aus Reihenhaus mit Raumplan und Geschosswohnungen
2007 schrieb der Wohnfonds Wien den generationenspezifischen Wettbewerb für drei Bauplätze aus. Der erste liegt im Schatten der hochgeführten Bahntrasse bei der Station Stadlau. Für diese Situation hatten ARTEC (Bettina Goetz und Richard Manahl) mit dem Bauträger BUWOG einen 90 Meter langen, urbanen Riegel entwickelt. Im Norden schirmt eine akkordeonartig aufgefaltete, dunkle Metallfassade den Lärm ab. Hinter dieser von Glas perforierten Haut liegt ein mehrgeschoßiger, bepflanzter Laubengang, der als Wintergarten, Erschließung und haushohes Wohnzimmer für die Gemeinschaft dient. Alle Wohnungen sind mit Balkonen und Loggien auf die ruhige, sonnige Südseite orientiert.
Die Siedlung liegt vor dem 90 m langen Laubengang-Haus von ARTEC, im Vordergrund der Bauteil von Werner Neuwirth
Die U-Bahn ist nicht besonders laut, der Baukörper wirkt präventiv als bewohnbare Schallschutzwand für die Häuser am anschließenden Bauplatz B. Er verläuft fast zweihundert Meter lang von Norden nach Süden. Die Zufahrtsstraße im Osten führt am Damm eines Naturschutzgebietes entlang, das nicht verbaut werden kann. Für Kinder ist diese Au ideal zum Spielen. Entlang des Gehwegs am westlichen Rand stehen alte Kleingartenhäuser hinter Blumen, Sträuchern und Hecken. Im Norden ist der Bauplatz an der Straßenkurve fast 70 Meter breit, bis zu seinem südlichen Ende verjüngt sich der Grund auf 35 Meter. Der Flächenwidmungsplan sah Bauklasse I vor. Das entspricht einer Höhe von 2,5 bis zu maximal 9 Meter.
Die unteren Maisonetten in Czechs Bauteil werden direkt von vorne erschlossen, die Geschosswohnungen im Dachgeschoss über seitliche Treppenhäuser
Die drei Architekten Hermann Czech, Adolf Krischanitz und Werner Neuwirth teilten die Parzelle basisdemokratisch in gleich große Teile und bildeten ein Team. Bauträger war die EBG, den Grünraum plante Anna Detzlhofer. „Die räumliche Kombinatorik ist nicht generationsspezifisch: Zimmer mit eigenen Ausgängen oder anschließbare Mini-Garconnieren sind gleichermaßen für Heranwachsende, für alte Menschen oder für Pflegepersonen brauchbar“, so Hermann Czech. „Ein Wohnbau muss auf den Lebenslauf reagieren können.“ Ihr Projekt siegte und wurde realisiert. Hermann Czech ist Jahrgang 1936, Adolf Krischanitz um zehn Jahre jünger und Werner Neuwirth sein ehemaliger Mitarbeiter. Alle drei repräsentieren unterschiedliche Architektengenerationen und waren an einem essentiellen Beitrag zum Wohnen mehr interessiert als am Einlösen von Erwartungen, die an einem Schlagwort hängen.
Innenhof zwischen den Krischanitz-Häusern, Blick nach Süden
Die gemeinsame Abneigung von wärmegedämmten Fassaden mit Isolierputz führte zu einer Holzlattung und durchgehenden Leitdetails. Die tragenden Rahmen und Decken sind aus Stahlbeton, was auch schall- und wärmetechnisch sehr günstig ist. Die Wände sind gedämmte Sandwichkonstruktionen, außen wurden alle Häuser mit sägerauen Lärchenlatten verkleidet. Auch die Fensterrahmen und ihre Laibungen sind aus Holz, die Brüstungen aus verzinktem Stahl. Zwischen den Geschoßen verläuft eine saubere Trennfuge, auf der das Wasser abrinnen kann, die Detailqualität ist sehr hoch.
Raumplan reloaded: 4,10 m hoher Wohnraum in Czech-Häusern, horizontal teilbar durch die Galerie
Das Holz gibt der Anlage einen spezifischen Charakter und macht sie als zusammenhängendes Ganzes erkenn- und erlebbar. Der lebendige und alternde Rohstoff passt wunderbar zum Generationenwohnen, dem Naturschutzgebiet und der grünen Umgebung. Außerdem verbindet das Holz die unterschiedlichen Handschriften. (…)
Isabella Marboe
Den vollständigen Beitrag und weitere Bilder finden Sie in architektur.aktuell
Generationen:
Wohnen am Mühlgrund
2011
Wien
Bauherr
EBG Gemeinnützige
Ein- & Mehrfamilienhäuser
Baugenossenschaft reg. Gen.m.b.H
Wien
Generalunternehmer
PORR GmbH
Wiener Neustadt
Planung
Hermann Czech
Adolf Krischanitz
Werner Neuwirth
Projektleitung
Werner Neuwirth
Mitarbeiter
Eva Pribitzer
Tobias Weske
Sandra Frey
Andreas Mieling
Statik
Straka & Partner ZT GmbH
Wien
Bauphysik
Schöberl & Pöll OEG
Dipl. Ing. Anna Detzlhofer
Wien
Freiraumplanung
Dipl. Ing. Anna Detzlhofer
Wien
Haustechnik
Vasko & Partner ZT GmbH
Wien
Verkehrsplanung
Rosinak & Partner ZT GmbH
Wien
Fassaden
Glöckel Holzbau GmbH
Ober Grafendorf
Grundstücksfläche
8.375 m2
Nutzfläche
5.305 m2
Bruttogeschoßfläche
6.525 m2
Bruttorauminhalt
20.797 m3
Baukosten
7,6 Mio EUR
Kosten pro m2
1.432,– EUR
Fotos
Katrin Bernsteiner
Karoline Mayer