Schulpavillon Allenmoos II

Zürich, Svizzera
Schulpavillon Allenmoos II, Zürich
Foto © Kuster Frey
Schulpavillon Allenmoos II, Zürich
Foto © Kuster Frey
Schulpavillon Allenmoos II, Zürich
Foto © Beat Bühler
Schulpavillon Allenmoos II, Zürich
Foto © Beat Bühler
Schulpavillon Allenmoos II, Zürich
Foto © Beat Bühler
Architetti
Boltshauser Architekten AG
Sede
Hamamelisweg 7, 8057 Zürich, Svizzera
Anno
2012
Cliente
Amt für Hochbauten der Stadt Zürich
Team
Daniel Christen, Marco Zingg, Markus Boltshauser, Tony Krauthahn, Thierry Aggeler
Landschaftsarchitektur
Schmid Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich
Fachplaner Statik
BKM Ingenieure AG, St. Gallen
Fachplaner Haustechnik
Haerter & Partner AG, Zürich
Fachplaner Bauphysik
Mühlebach Partner AG, Wiesendangen
Fachplaner Elektrotechnik
Walter Salm, Meier & Partner AG, Zürich
Fachplaner Fassade
Howoldt Metallbautechnik, Urdorf
Kunst am Bau
Marta und Sebastian Rauch-Debevec, Schlins (Österreich)
Lehmbau
Martin Rauch, Lehm Ton Erde Baukunst GmbH, Schlins (Österreich)

Ein bestehender Schulpavillon, 1958 von Jacob Padrutt (1908–1960) als Erweiterung der benachbarten Schulanlage errichtet, wurde überformt, erweitert und als Hort- und Schulgebäude umgebaut. Grundriss und Schnitt basieren auf der Disposition des Vorgängers, modifizieren diese jedoch derart, dass aus dem kompakten, in die Umgebung hineingestellten Gebilde ein lebendiger Organismus wird, der sich mit seiner Umgebung verbindet. Der Bau ist in einen Grünzug eingebettet, der das städtebauliche Rückgrat des Quartiers bildet. Dieses verbindet wichtige öffentliche Gebäude und Anlagen und formt mit den anschliessenden Siedlungen zusammen eine offene, parkartige Stadtlandschaft. Das organisch formulierte Platz- und Wegsystem der Umgebungsgestaltung greift Themen des Gebäudes auf, indem Bänke und Spielmöglichkeiten mit Stampfbetonmauern gefasst sind, die KolumbaTM-Steine der Fassaden werden als Rasengittersteine eingesetzt.

Eine Erweiterung des Baukörpers, die mit einer Aufweichung der repetitiven Struktur der Zimmer verbunden ist, lässt am westlichen Ende des Gebäudes eine Art Kopf entstehen, der das Volumen zum Abschluss bringt und fest in der Geländesenke verankert. Eine neue Loggia im Süden vermittelt nicht nur räumlich, sondern auch symbolisch und in der stofflichen Präsenz des Stampflehms zwischen dem Haus und der kultivierten Natur seiner Umgebung. Mit kräftigen Ecken und regelmässigem Rhythmus betonen ihre Pfeiler die niedrige, lang gestreckte Gestalt des Baus und verweisen auf dessen innere Struktur mit sechs aneinandergereihten, miteinander verbundenen Räumen.
Auch die rückwärtige Fassade, obwohl zum öffentlichen Weg hin viel kompakter und als schützende Hülle ausgebildet, verzichtet nicht auf räumliche Tiefe. Die Fenster sind so in die Wand gesetzt, dass sie mit ihren seitlichen Lüftungsöffnungen deren Stärke erfahrbar machen.

Im Innern aktivieren unterschiedlich tiefe Nischen die Querrichtung des langen Erschliessungsraums, gemeinsam mit den, durch Licht von oben akzentuierten, gegenüberliegenden Vorzonen der Hort- und Schulräume. Da die Rhythmen der beiden Längswände nicht kongruent sind, werden die räumlichen Zuordnungen komplex, sodass aus dem Korridor eine Halle wird. Einem Rückgrat gleich sitzt das Oberlicht längs über dem Gebäude. Es verbindet die Eingangshalle mit den Zimmern, indem die Mittelwand mäandriert, sodass das Licht abwechselnd in beide Bereiche fällt. Die Zimmer erhalten durch die helle Nische, die so entsteht, einen starken Rückhalt. Primär sind die Räume auf die Loggia und den Garten hin ausgerichtet. Auch hier sind die mächtigen Fenster räumlich ausgebildet und definieren mit einer kräftigen Schwelle eine eindeutige Grenze zum Aussenraum. Mittels Schiebetüren lassen sich die Horträume zu einer weiträumigen Enfilade verbinden, die über weitere Türen bis auf die ganze Gebäudelänge vergrössert werden kann. So findet der Raum der Loggia im Inneren ein Echo und die Orientierung der Zimmer zwischen Rückwand und Garten einen Kontrapunkt. Die Rhythmen von Raumteilung und Fassade sind auch hier nicht kongruent.

Es sind allerdings nicht diese räumlichen Finessen, die als Erstes auffallen, sondern die physische Präsenz des gestampften Lehms der Loggia und die unmittelbare sinnliche Wirkung dieses massiven und doch weichen und verletzlichen Baumaterials. Wie in der Fassade, so sind auch im Inneren des Hauses Erdmaterialien prägend. Im Windfang wird man von einer Keramikwand empfangen, gestaltet von Marta und Sebastian Rauch. Im Inneren prägen dann Kasein-Spachtel und zum Teil farbige Lehmputze die Atmosphäre. Sie erzeugen ein angenehmes, weiches Licht, dem mit den Glasbausteinwänden Glanzlichter aufgesetzt werden. So ergänzen sich unterschiedliche Lichtqualitäten und unterstützen dabei die Zonierung der Räume: Oberlicht, das die rückwärtige Wand bestreicht und von ihr reflektiert wird; Licht, das kühl durch die Glasbausteinwände fällt und Seitenlicht, das vom Boden warm getönt in den Raum abstrahlt.

Beim Umbau handelt es sich grundsätzlich um einen Massivbau mit tragenden Schotten. Bezüglich Grauenergie wurde darauf geachtet, Teile der Gebäudestruktur wiederzuverwenden. Das bestehende Untergeschoss wurde erhalten, ebenso jene Teile des Erdgeschossmauerwerks, die nicht den neuen strukturellen Anforderungen (Vergrösserung der Klassenzimmer) weichen mussten. Die aussenliegenden, tragenden Elemente der Loggia wurden vor Ort aus Stampflehm erstellt. Im Innenausbau sind fast alle Oberflächen mit Lehmputzen oder Lehmkaseinböden versehen, was für einen öffentlichen Bau in Zürich ein Novum darstellte. Allein im Innenraum wurden beim Umbau 46,5 Tonnen Erde verbaut. Wenn man die aussenliegenden Stampflehmelemente hinzuzählt, kommt man insgesamt auf 165,5 Tonnen gebaute Erde. Die technischen Installationen mussten komplett erneuert werden, ebenso die Anschlussleitungen für Fernwärme, Wasser und Elektrizität. Es wurde eine kontrollierte Lüftung eingebaut, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt Energie. Der Bau erreicht mit den neuen Verglasungen und der neu gedämmten Aussenhülle das Minergielabel für Neubauten.

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